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Klinik für Orthopädie und Sportmedizin

Moderne Knorpeltherapie

Der Gelenkknorpel bildet in unseren Gelenken eine reibungsfreie Oberfläche und spielt beim Funktionserhalt des Gelenkes eine essentielle Rolle. Besonders aufgrund seiner Elastizität bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit stellt der Gelenkknorpel ein zentrales mechanisches Element für die Beweglichkeit des Gelenks dar. Biomechanische Fehlbelastungen wie zum Beispiel O- oder X-Beine, unfallbedingte Verletzungen des Gelenkes sowie genetische Ursachen oder entzündliche Prozesse stellen die häufigsten Mechanismen für eine Schädigung des Gelenkknorpels dar. Um einen Knorpelschaden zu behandeln oder ein Fortschreiten der Knorpelschädigung zu verhindern, kommen neben konservativen Maßnahmen wie Einlagen- oder Orthesenversorgung, Gewichtsreduktion und Eigenblutbehandlung (ACP) folgende operative Therapiemethoden in unserer Klinik zum Einsatz:

  • Bei der arthroskopischen Knorpelglättung (Chondroplastik) werden Unebenheiten der Gelenkoberfläche vorsichtig geglättet. Die Abriebpartikel werden im Rahmen des Eingriffs aus dem Gelenk gespült, um den Reizzustand zu beseitigen.
  • Die Technik der Mikrofrakturierung kommt bei kleinen, aber fortgeschrittenen Knorpelschäden zum Einsatz. Hierbei wird über das Setzen von kleinen Löchern in den Knochen ermöglicht, dass Knochenmarkstammzellen an der Oberfläche anheften und einen Ersatzknorpel bilden. Das Verfahren kann über das Aufbringen einer Kollagenmembran (AMIC – Autologe Martrixinduzierte Chondrogenese) erweitert werden.
  • Unter OATS (Osteochondral-Autograft-Transfer-System) versteht man eine Operationsmethode, bei der ein Knorpel-Knochen-Zylinder an einer belastungsarmen Stelle entnommen und in den Defekt eingebracht wird

AutoCart™: Neue OP-Methode für große Knorpelschäden setzt komplett auf körpereigene Substanzen

Die neue AutoCart™-Methode ermöglicht die Behandlung auch größerer Knorpeldefekte im Knie. Zwei große Vorteile dieses Verfahrens sind für die Patient:innen besonders wichtig: Zum Einsatz kommen ausschließlich körpereigene Substanzen, so dass keine Abwehrreaktionen stattfinden und eine optimale Verträglichkeit gewährleistet ist. Zudem ist für die Therapie lediglich eine einzige OP nötig, die zudem noch minimalinvasiv, also maximal schonend, durchgeführt wird. Chefarzt Dr. Daniel Bald und sein Team gehören zu den wenigen Ärzten hierzulande, die die AutoCart™-Methode anwenden: Die Betroffenen berichten von deutlich weniger Schmerzen und viel größerer Beweglichkeit und Mobilität als vor der Operation. Die AutoCart™-Methode wurde von dem amerikanischen Medizinproduktehersteller Arthrex entwickelt. Die defekte Knorpelstelle wird zunächst von Chirurg:innen mit Hilfe von Spezialinstrumenten gründlich gesäubert. Dabei fallen winzig kleine Knorpelkrümel an, die von einem Gewebekollektor wie mit einem Mini-Staubsauger eingesammelt werden. Diese Krümel, auch Knorpelchips genannt, bilden die Bausteine für die Reparatur.

 

AutoCart klein

Um den Heilungsvorgang zu initiieren und stark zu beschleunigen, werden die Knorpelchips mit einem Konzentrat aus Blutplättchen vermischt. Die Gewinnung dieses Konzentrats ist ein bereits etabliertes, und erforschtes Verfahren mit der Bezeichnung ACP, also Autologes Conditioniertes Plasma. Autolog bedeutet körpereigen (Eigenbluttherapie). Hierzu wird Patient:innen während der OP mit einer speziellen Doppelkolbenspritze Blut entnommen, das in einer Zentrifuge aufbereitet wird, um die Blutplättchen (Thrombozyten) zu extrahieren. Die Blutplättchen setzen Wachstumsfaktoren frei und beschleunigen die Wundheilungsaktivitäten am Knorpel um ein Vielfaches. 

Das so gewonnene Plasma wird mit den Knorpelchips vermengt. Heraus kommt eine speisähnliche Masse. Mit dieser Substanz wird im nächsten Schritt die defekte Stelle aufgefüllt. Parallel hierzu wird Patient:innen während der Narkose erneut Blut entnommen, um eine spezielle Abdeckschicht für den „Knorpelspeis“ herzustellen. Diese Schicht besteht aus einer Thrombinlösung. Thrombin ist das entscheidende Makromolekül für die Blutgerinnung. Dank der besonderen Aufbereitung entsteht ein Gel, das als extrem wirksames Binde- und Abdeckmittelmittel für die Knorpelfüllung dient. Der Hersteller Arthrex hat deshalb den Adapter zur Herstellung dieser Deckschicht auf den Namen „Thrombinator“ getauft.

Nach dem Eingriff soll das Knie für 48 Stunden ruhiggestellt bleiben, damit sich das noch weiche Transplantat ausreichend festigen kann. Da der Eingriff minimalinvasiv erfolgt, ist lediglich ein Klinikaufenthalt von maximal drei Tagen notwendig. Zur Nachbehandlung wird eine Physiotherapie empfohlen und zunächst eine Entlastung mit Unterarmgehstöcken.